Mein erster 5000er - Expedition im Kaukasus
Schnee, Sturm und Chevapchichi
Es gibt Momente im Leben, die so verrückt sind, dass sie einem später fast wie ein Traum erscheinen – ein Traum, der aber definitiv keine schlaflosen Nächte verursacht hat. Ein solcher Moment war für mich meine erste Expedition im Kaukasus, bei der ich gleich mal einen 5000er erklimmen wollte. Und das als totale Bergsteiger-Novizin. Bisher hatte ich in den Alpen höchstens ein paar “erhebliche Hügel” erklommen, aber der Elbrus sollte nun für die wahre Herausforderung sorgen. Angst? Na klar! Aber was hilft da? Eine gut durchdachte To-Do-Liste!
Der Einstieg: Vom „Was mach ich hier?“ zum „Ich bin eine Bergsteigerin!“
Bevor ich mich in die kalte, weisse Welt des Kaukasus wagte, musste ich erstmal klären, wie man sich auf so etwas überhaupt vorbereitet. Ein Hochtourenkurs musste her – natürlich als „Crashkurs“, weil, wer braucht schon Monate der Vorbereitung? Nach vier Tagen fühlte ich mich immerhin “bereit”… naja, fast. Der Elbrus mag mit seiner Höhe von 5642 m technisch einfach sein, aber die Höhe und das Wetter sind unberechenbar. Und ich hatte keinen blassen Schimmer wie mein Körper darauf reagieren würde. Aber hey, ein bisschen Wodka zur Notfallversorgung geht immer, oder?
Die Reise: Von Moskau nach Mineralnye Wody – und das Team
Die Reise war ein Abenteuer für sich. Vom Flug nach Moskau (und die Sicherheitschecks bei denen ich schlicht nicht wusste was gesprochen wurde) bis zum Weiterflug nach Mineralnye Wody - alles dabei: turbulente Flüge, Sprachbarrieren und das Gefühl, völlig auf mich alleine gestellt zu sein. Aber wie sagt man? “Warum nicht das Abenteuer suchen, wenn es einem direkt ins Gesicht springt?”
In Mineralnye Wody traf ich endlich das Team: Zwei Deutsche und zwei Kanadier und unser lokaler Guide. Wir waren die internationale Bergsteiger-Clique, bereit uns ins Abenteuer zu stürzen - in langsamen Schritten, versteht sich. Es war sofort klar: Das Zusammenspiel der verschiedenen Nationalitäten würde die Reise noch interessanter machen.
Akklimatisierung und UNO: Die wahre Expedition
Natürlich verbrachten wir erstmal ein paar Tage mit Akklimatisierung – und bei den „spannenden“ Wetterbedingungen im Kaukasus bedeutete das vor allem: Warten, auf ein gutes Wetterfenster hoffen, wieder warten und so weiter. Aber hey, eine Expedition ohne Spass? Nicht mit uns! Wenn das Wetter mal wieder nicht mitspielte, vertrieben wir uns die Zeit mit UNO-Spielen. Aber nicht mit den üblichen Regeln – nein, wir haben unsere eigenen erfunden. Der Joker wurde zum „Freibrief für den Gipfelsturm“, und plötzlich gab es jede Menge neue Strategien. Die Stimmung war grossartig – nur das Zählen in der Höhe stellte sich als etwas schwieriger heraus.
Die Besteigung: „Quick & Dirty“ – und trotzdem Gipfelglück
Endlich war es soweit: Das Wetterfenster war da! Mitten in der Nacht zogen wir uns in Schichten an und machten uns auf den Weg. Der Aufstieg fühlte sich an wie ein missglücktes Fitnessprogramm - mit Schnee, viel Schnee. Der Wind pfiff uns um die Ohren, der Schnee kam horizontal und die Sicht so schlecht, dass man keine Hand vor den Augen sah und das Mitten im August. Aber wir waren da. Kein sonniger Gipfel, aber trotzdem das Gefühl, die Herrscher über den Sturm zu sein - zumindest bis der nächste Schritt im tiefen Schnee versank.
Das Erreichen des Gipfels war eine Mischung aus „Halleluja!“ und „Wann sind wir hier endlich fertig?“ Der Berg wollte uns nicht oben haben, aber wir haben nicht aufgegeben. Als wir den Gipfel erreichten - umgeben von Wind und Nebel - war es weniger “Aussicht geniessen” als mehr “Oh wow, wir sind wirklich hier!” und es flossen ein paar Tränen des Glücks - oder war es doch einfach der Wind, der uns das Wasser in die Augen trieb?
Hüttenkost und Chevapchichi – Ein Hoch auf das Essen!
Nach dem Gipfelerfolg konnten wir es kaum erwarten, ins Tal zurückzukehren. Denn das Hüttenleben mit Eintöpfen, hatte ausgedient. Im Tal steuerten wir sofort das erste Restaurant an. Chevapchichi musste her! Ein einfaches Grillgericht, aber nach einer Woche “Bergkost” schmeckte es wie das beste 5-Sterne-Menü. Wer hätte gedacht, dass so ein simples Grillgericht wie eine kulinarische Offenbarung wirkt?
Fazit: Ein Abenteuer fürs Leben
Trotz der kurzen Expedition habe ich unglaublich viel gelernt. Nicht nur über das Bergsteigen, sondern vor allem über mich selbst. Ich habe erfahren, wie wichtig eine gute Vorbereitung ist, um auch unter schwierigen Bedingungen sicher unterwegs zu sein – und wie viel ein bisschen Humor dazu beiträgt, den Kopf bei unerwarteten Herausforderungen klar zu halten. Und das Beste daran? Ich weiss jetzt, dass ich, wenn ich die launischen Wetterkapriolen im Kaukasus gemeistert habe, auch für andere Bergtouren gewappnet bin. Bis zum nächsten Gipfel!
Nadia
Aussicht vom Lager auf 3800 m